k+a 2023.3 : Architektur des Geldes | Architecture de l’argent | Architettura del denaro

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Eine besondere Form der repräsentativen Architekturfindet sich in Bankgebäuden, die seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu prägenden Bauten in den Zentren von Schweizer Städten wurden. Wirtschaftliche Gründe dafür waren die Unternehmen mit ihrem Hunger nach Kapital, die sich zunehmend international ausrichteten, und die Tatsache, dass die Schweiz eines der ersten Länder war, das Grossbritannien auf dem Weg der Industriellen Revolution folgte. Dies war zugleich ein entscheidender Faktor für den aufsteigenden Schweizer Bankenplatz. Kurz vor dem Ersten Weltkrieg war das Land im Pro-Kopf- Vergleich der weltweit grösste Investor. Die wirtschaftliche Dynamik lässt sich bestens an diesen Bauten ablesen.

Aber auch die Entwicklung des jungen Schweizer Bundesstaats, das «Nation Building» nach 1848, lässt sich an den Gebäuden aus dieser Zeit ablesen. Zu den Aufgaben jener Jahre gehörte nämlich nicht nur die Vereinheitlichung der Währung, sondern auch die Herstellung des Münzgeldes an einem Standort. Dies bewerkstelligte der Bund in der alten Münzstätte in Bern und danach in der neuen Eidgenössischen Münzstätte im Kirchenfeldquartier. Einige Jahrzehnte später war es die Errichtung einer Zentralbank, der Schweizerischen Nationalbank SNB, mit ihren Hauptstandorten in Bern und Zürich, die einen weiteren Schritt in der Konsolidierung des Schweizer Geld- und Bankensystems markierte. Wirtschaftsgeschichte, Architekturgeschichte und politische Entwicklungen sind eng miteinander verwoben – die unterschiedlichen Beiträge in dieser Ausgabe zeigen es in den verschiedensten Facetten.

 

Dossier 1
Ludo Groen
Das Hotel, das die Credit Suisse rettete
Alpine Infrastrukturen der Schweizer Banken

Zusammenfassung
Dieser Aufsatz ergänzt die Forschung über das umstrittene Verhalten der Schweizer Banken in der Mitte des 20. Jahrhunderts und bietet einen anderen Ausgangs- und Schlusspunkt. Durch die Linse der Architekturgeschichte wird beschrieben, wie die Credit Suisse 1939 das Hotel Savoy in Interlaken erwarb, um ihren Paradeplatz-Hauptsitz zu evakuieren, und es wird gezeigt, dass sich auch andere Schweizer Banken während des Zweiten Weltkriegs auf der Suche nach Sicherheit Hotels in den Alpen in Orten wie Interlaken, Gstaad und Davos aneigneten. Nachdem der Erste Weltkrieg die Hotels in den Alpen lahmgelegt hatte, rutschte die Tourismusindustrie auch in den darauffolgenden Jahrzehnten in eine tiefe Krise. Der Beginn des Zweiten Weltkriegs markierte den Beginn für ungewöhnliche Nutzungen der Hotelinfrastruktur durch Banken und das Militär im Alpenraum. Im Laufe der Zeit hat sich gezeigt, dass diese Konvergenz der touristischen und finanziellen Infrastrukturen nicht nur eine zufällige Wendung der Ereignisse war, sondern vielmehr Vorbote eines neuen Modells, das später von karibischen Steuerparadiesen sehr erfolgreich wiederholt wurde. Die Abgeschiedenheit dieser Resorts gab den Bankern ein Gefühl der Sicherheit, während ihre Kunden den Luxus der grossen Hotels geniessen konnten.

 

Dossier 2
Dave Lüthi
Des banques dans la ville
L’exemple de Lausanne

Zusammenfassung
Banken als konstituierende Gebäude in Schweizer Städten – das Beispiel Lausanne
Banken entwickeln sich seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu prägenden Gebäuden in Schweizer Städten. Ihre Architektur zeichnet sich durch ein Streben nach Monumentalität aus, das sich oft in gut geschnittenen, in das Stadtgefüge eingebetteten Volumen und in einem reichen Dekor – sowohl an der Fassade als auch im Inneren der Gebäude – niederschlägt. Die Entstehung des architektonischen Typs der Bank ist auf den Wandel dieser Unternehmen zurückzuführen, die sich ab 1900 zunehmend international ausrichteten und dadurch auch immer mehr Kapital konzentrierten. Bankbauten versuchen sowohl das Vertrauen der Kunden zu gewinnen als auch ästhetisches Vergnügen zu bereiten. Die allmähliche Einführung eines architektonischen Bildes, das die Bankfunktion signalisiert, gipfelt um 1910–1920 in Einrichtungen, die im öffentlichen Raum an prominenter Stelle stehen und sich auf Plätze und Hauptstrassen ausrichten. Das Beispiel der Stadt Lausanne zeigt, wie sich verschiedene architektonische und typologische Tendenzen dieser für die zeitgenössische Schweizer Wirtschaft so repräsentativen Gebäude erkennen lassen.

 

Dossier 3
Monica Bilfinger, Michael Leuenberger
Bundesbauten für das Geld
Eidgenössische Münzstätte und Schweizerische Nationalbank

Zusammenfassung
Die Frage nach den Ursprüngen der modernen Schweizer Landeswährung Franken ist untrennbar verbunden mit zwei Institutionen, die das «Nation Building» des noch jungen Bundesstaates verdeutlichen: der Eidgenössischen Münzstätte und der Schweizerischen Nationalbank.
Mit der Neugründung der Eidgenossenschaft 1848 und der darauffolgenden Neuorganisation des Bundes kam es in der Schweiz zu einer Vereinheitlichung der Währung. Als sich das Parlament 1850 für das Frankensystem entschied, bedeutete das die Übernahme der alten Münzstätte des Standes Bern am Gerberngraben, erbaut 1789–1792. Ein Neubau erfolgte 1903–1906 im Berner Kirchenfeldquartier, in unmittelbarer Nähe zum Schweizerischen Bundesarchiv.
Das Nationalbankgesetz von 1905 wiederum sah für die Schweizerische Nationalbank SNB zwei Hauptsitze vor, einen in Zürich und einen in Bern. Architekt Eduard Joos schuf für den Berner Sitz am Bundesplatz einen Bau im neubarocken Stil, der 1912 bezogen wurde. Für den Zürcher Standort wirkten die Gebrüder Otto und Walter Pfister als Architekten. Dieser befindet sich als Kopfbau an der Bahnhofstrasse zum Bürkliplatz hin. Der klassizistische Repräsentativbau wurde erst zehn Jahre später, im Jahr 1922 bezogen.

 

Dossier 4
Matthias Brenner, Silke Langenberg, Robin Rehm
Transparenz und Structural Glazing
Theo Hotz’ UBS-Konferenzgebäude in Zürich

Zusammenfassung
Theo Hotz’ Konferenzgebäude der UBS in Zürich, 1991 fertiggestellt, verbindet die Konstruktion und das inhaltliche Konzept mit der Bauaufgabe in einer überraschenden Weise. Die Ortsaspekte des Grünenhofs und die Transparenz der Glasfassaden mit ihren bildmächtigen Hell-dunkel-Spiegelungen entfalten ebenso eine besondere Präsenz wie die gläsernen, an Klemmprofilen montierten Flächen und die filigranen Zugstangen im Inneren. Soziologische Implikationen werden aktiviert in einer für die Zeit typischen Dialektik von ‹Selbst› und ‹Sache› (Alfred Lorenzer).

 

Dossier 5
Cyrill Schmidiger
Unangemessen gestaltet?
Salvisbergs Entwurf für den Schweizerischen Bankverein und die architektonischen Diskussionen um eine Finanzinstitution

Zusammenfassung
Otto Rudolf Salvisbergs (1882–1940) Entwurf für den Neubau des Schweizerischen Bankvereins am Zürcher Paradeplatz fand Peter Meyer derart misslungen, dass er 1937 in der Neuen Zürcher Zeitung mehrfach dagegen anschrieb. Gleichzeitig nutzte er die Plattform der Tagespresse, um Fragen der Monumentalität zu diskutieren: Ein Bankgebäude sollte unbedingt monumental durchgestaltet sein, aber auf keinen Fall wie von Salvisberg beabsichtigt, sondern dem intimen Charakter des Paradeplatzes als auch der helvetischen Art entsprechend. Auf Meyers Kritik, die im Kontext der Geistigen Landesverteidigung zu lesen ist, reagierte Salvisberg pikiert. Die Debatte der Monumentalität griff er nicht einmal auf. Damit blieb das Thema, das im Westen nach 1945 an Relevanz verlor, einseitig von Meyer behandelt. Ab 1947 entstand das Bankgebäude dennoch – nun nach einem Entwurf von Roland Rohn, der sich eng an Salvisberg anlehnte. Aus heutiger Perspektive kommt diese Architektur weder unangemessen noch in falscher Monumentalität daher.

 

Aktuell | Actuel | Attuale
Nicole Bauermeister
Billet de la direction
Das Projekt SAiS nimmt Fahrt auf

 

KdS | MAH | MAS
Regula Crottet, Anika Kerstan, Philipp Zwyssig
Die Kunstdenkmäler des Kantons Zürich N.A. VII
Der Bezirk Dielsdorf

Der erste Landband der Neubearbeitung der Zürcher Kunstdenkmälerreihe widmet sich den 22 Gemeinden des Bezirks Dielsdorf. Die Region zwischen dem unteren Glatttal und der Kantonsgrenze zum Aargau war bis Mitte des letzten Jahrhunderts stark vom Ackerbau und bis 1900 auch vom Weinbau geprägt. Danach geriet sie in den Agglomerationssog der Stadt Zürich. Das bauliche Kulturerbe des Bezirks umfasst neben Vielzweckbauernhäusern mit Nebenbauten auch bedeutende Siedlungs-, Kirchen- und Schulbauten des 20. Jahrhunderts – sowie als Besonderheit das Landvogteistädtchen Regensberg.

 

KdS | MAH | MAS
Anastazja Winiger-Labuda
Les Monuments d’art et d’histoire du canton de Genève V
Genève, grandes demeures urbaines 1670-1790

 

Publikationen der GSK | Publications de la SHAS | Pubblicazioni della SSAS
Schloss Burgdorf
Der neue Kunstführer bietet faszinierende Einblicke in die Geschichte eines Baudenkmals von nationaler Bedeutung.

 

Focus
30. Europäische Tage des Denkmals in der Schweiz
Kulturerbe neu präsentiert

 

Auslandreisen | Voyages à l’étranger | Viaggi all’estero

  • Neujahr in Sevilla
    Geschichte und Gegenwart der Hauptstadt Andalusiens
  • Die schönsten Nationalparks Tansanias
    Vom Kilimandscharo zum Indischen Ozean

 

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Preis
CHF 20.00
GSK-Mitgliederpreis
CHF 14.00
Type:
Buch
Abbildungen
100
Seitenzahl
64
Autoren
Diverse
Artikelnummer
K+A-2023.3
Inhaltssprache
Deutsch
Französisch
Erscheinungsdatum
ISBN
978-3-03797-835-1
Bandnummer
74. Jahrgang, 3.2023
Verlag
Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte