k+a 2025.3 : Historische Hotels und Restaurants | Hôtels et restaurants historiques | Alberghi e ristoranti storici

Cover k+a 2025.3 : Historische Hotels und Restaurants | Hôtels et restaurants historiques | Alberghi e ristoranti storici

«Ich war noch nicht überall, aber es steht auf meiner Liste», schrieb die Schriftstellerin Susan Sontag. Und in der Tat ist Reisen eine Leidenschaft nicht nur für Entdecker, sondern auch für Flaneure und Historiker. Mit unserem aktuellen Heft machen wir eine Reise zu einigen architektonischen Highlights der Schweizer Tourismusgeschichte.

Historische Hotels und Restaurants des 19. und 20. Jahrhunderts stehen heute für ein Goldenes Zeitalter des Tourismus in unserem Land. Dennoch fristeten sie zwischenzeitlich – unmittelbar nach dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg und bis Ende der 1990er Jahre – ein Mauerblümchendasein. Dass es heute anders um dieses baukulturelle Erbe bestellt ist, ist den Initiativen vieler Personen und Organisationen zu verdanken.

Heute sind historische Hotels und Restaurants vielerorts sehr gut etabliert. Sie blicken dank engagierter Mitstreiter und Aktionäre auf eine erfreuliche Entwicklung in den letzten 30 Jahren zurück und sind im besten Sinne Aushängeschilder des Schweizer Tourismus.

Unsere Autorinnen und Autoren haben spannende und zum Teil ungewöhnliche Geschichten recherchiert. So berichtet Roland Flückiger-Seiler von den meist ungeklärten Hotelbränden, die man unter Eingeweihten verharmlosend als «warme Entsorgungen» bezeichnete – fielen doch meist Hotels einer Feuersbrunst zum Opfer, die wirtschaftlich am Abgrund standen. Leuchtturmbauten der Nachkriegszeit wiederum zeigen, wie sich diese Bauaufgabe im 20. Jahrhundert permanent weiterentwickelt hat.

 

Dossier 1
Roland Flückiger-Seiler
«Smoke on the hotel»
Ein Hotelbrand als Ausweg aus einer schwierigen Zeit

Zusammenfassung
Feuer war lange Zeit eine Möglichkeit zur Entsorgung von Hotels, deren Betrieb sich finanziell nicht mehr lohnte. Die versicherte Summe, die vielerorts weit über dem Verkehrswert lag, wurde einfach ausbezahlt. In einigen Fällen munkelte man über eine «warme Entsorgung», aber Untersuchungen zum Nachweis eines vorsätzlichen Brandes gab es kaum. Nur wenige Brandstifter wurden vor Gericht gezogen. Einige Fälle sind an die Öffentlichkeit gelangt, viele blieben aber unerkannt. Diese Art der Entsorgung ist heute kaum noch möglich, da die Versicherungen wirksamer reagieren und auch bessere Sicherungen gegen Brände vorhanden sind.

 

Interview
Interview: Michael Leuenberger
«Das historische Hotel steht für das Goldene Zeitalter des Tourismus in der Schweiz»

In den vergangenen drei Jahrzehnten wurden historische Hotels in der Schweiz regelrecht wiederentdeckt. Führten sie noch bis Mitte der 1990er Jahre ein Mauerblümchendasein und standen vielerorts kurz vor dem Abriss, so sind sie heute ein Aushängeschild des Schweizer Tourismus – und werden von Gästen aus der ganzen Welt geschätzt. Ein Gespräch über ein besonderes Kulturerbe.

Die Interviewpartner Am Gespräch im Hauskino des Kurhauses Bergün beteiligten sich Christof Steiner, Hoteldirektor und Präsident von Swiss Historic Hotels (links); Roland Flückiger-Seiler, Architekt und Architekturhistoriker, ehemaliger Leiter des Nationalfondsprojekts zur Schweizer Hotelgeschichte und Initiant verschiedenster Aktivitäten im Umfeld historischer Hotels (Mitte); sowie René Koelliker, Kunsthistoriker und Co-Jurypräsident der Arbeitsgruppe Historische Hotels und Restaurants von ICOMOS Suisse (rechts).

 

Dossier 2
Benno Furrer
Änderung im Menüplan!
Die Verwandlung ländlicher Bauten zu «Beizen», Restaurants und Hotels

Zusammenfassung
Abseits grösserer Dörfer oder von Handels-, Saum- und Pilgerwegen gab es noch im 18. Jahrhundert kaum Gasthäuser oder Herbergen. Das Haus des Pfarrers oder des Pastors blieb oft die einzige Übernachtungsmöglichkeit für Reisende. Temporär geöffnete «Besenwirtschaften» im Mittelland, Sennhütten mit Erfrischungen für Wanderer oder Weinkeller («Grotti») in den Südtälern ergänzten offizielle Wirtshäuser, Schenken und Tavernen. Im Grunde genommen handelt es sich um frühe Formen des modernen Bed and Breakfast oder von «Schlafen im Stroh». Interessant sind die mit dem aufkommenden Tourismus erfolgten Nutzungsveränderungen, etwa vom Bauernhaus zur Gastwirtschaft oder vom ehemaligen Landsitz zum Hotel. Darin spiegeln sich nicht nur die Vielfalt unterschiedlicher Baukulturen, sondern auch Veränderungen in Wirtschafts- und Sozialstrukturen. Manche Bauernhäuser und herrschaftliche Landsitze wandelten sich im 19. und 20. Jahrhundert in Hotels. Einige von ihnen zeichnete die Arbeitsgruppe von ICOMOS SUISSE zum «historischen Hotel» oder «Restaurant des Jahres» aus.

 

Dossier 3
Manuela Maffongelli, Valeria Frei
«Vom Zimmer ins Strandbad»
Vacanze balneari a Lugano tra la fine del XIX e l’inizio del XX secolo

Zusammenfassung
Vom Zimmer ins Strandbad – Badeferien in Lugano im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert
Im Jahr 1865 beginnen die Arbeiten für einen neuen Quai am Luganer Seeufer. Wenige Jahre später verbindet die Gotthard-Eisenbahnlinie ab 1882 Norditalien, das Tessin und die Alpennordseite direkt miteinander. Lugano bereitet sich auf die wachsende Zahl von Touristen vor, die neue Ansprüche an Unterhaltung und Komfort stellen. Der vorliegende Beitrag zeigt auf, wie sich die Hotelstrukturen am Luganersee ab den 1920er Jahren mit der Verbreitung des Schwimmens als Volkssport an den Badetourismus anpassten.

 

Dossier 4
Nicolas Jacot
Ceci n’est pas une ferme
Sous le pignon, des auberges et des commerces

Zusammenfassung
«Ceci n’est pas une ferme» – Gasthäuser und Handel unter dem Bauernhausgiebel
Im Jurabogen übernehmen viele Gasthäuser die architektonischen Codes der Bauernhäuser mit Giebel, die mit ihren breiten Satteldächern ein Symbol für die regionale Landschaft sind. Das 1925 im Heimatstil wiederaufgebaute Hôtel du Chasseral ist ein Beispiel für die Rückkehr zum Ländlichen, bei dem sich Tradition und Moderne vermischen, um den Bedürfnissen der Wanderer gerecht zu werden. Die Café-Brasserie Beauregard in Fleurier, ein ehemaliges Landhaus, das in einen Ort der Geselligkeit umgewandelt wurde, spiegelt die tiefgreifenden gesellschaftlichen Veränderungen wider, die mit der lokalen Industrialisierung verbunden sind. Das Logis de la Licorne in La Ferrière, das im 17. Jahrhundert von einem Arzt erbaut wurde, vereint Pflege, Handel, Gastfreundschaft und Gastronomie und ist eine vielseitige Herberge an einer strategisch wichtigen Strasse. Diese und andere Bauten in der Region zeugen von der engen Verbindung zwischen ländlicher Architektur, Mobilität und wirtschaftlicher Entwicklung und verkörpern ein reiches und vielseitiges Erbe.

 

Dossier 5
Nora Meier
Neues (Hotel-)Bauen auf dem Hochplateau
Die 1928–1933 errichteten Hotelbauten von Markus Burgener in Crans VS

Zusammenfassung
Zwischen 1928 und 1933 errichtete der Walliser Architekt Markus Burgener auf dem Hochplateau von Crans VS gleich sechs moderne Hotelbauten. Die weitgehend unbekannten Bauten entstanden trotz des sog. «Hotelbauverbots» und zeugen damit von der regen Bautätigkeit, die den Hotelbau der 1920er und 1930er Jahre auszeichnete. Burgener war mit seinem über das Aufgabengebiet eines Architekten hinausgehenden Engagement zentral an der touristischen Entwicklung von Crans beteiligt, das mithilfe gezielter Imagepflege und neuer Infrastrukturen als sportlicher Gegenentwurf zum benachbarten Höhenkurort Montana VS vermarktet wurde. Die Hotels, die inzwischen mehrheitlich umgebaut oder abgerissen worden sind, waren mit ihren klaren Volumina, Flachdächern und ihrer reduzierten Fassadengestaltung deutlich vom Neuen Bauen beeinflusst. Das bemerkenswerte, auf engstem Raum realisierte Ensemble verlieh dem aufstrebenden Ferienort eine neue visuelle und (bau-)kulturelle Identität

 

Dossier 6
Marcel Just
Auf dem Holzweg?
Hermann Schneider – sein Weg vom Neuen Bauen zum Heimatstil

Zusammenfassung
Hermann Schneider war ein Architekt, der zwischen 1925 und 1950 wirkte. Zu Beginn seiner Karriere war sein Stil geprägt von klaren Linien, funktionalen Formen und einem Fokus auf Sachlichkeit. Im Laufe der Jahre wandte er sich jedoch zunehmend dem Heimatstil zu, einer architektonischen Richtung, die regionale Bauweisen, traditionelle Materialien und handwerkliche Details in den Vordergrund stellte. Schneiders Entwicklung spiegelt die Spannungen jener Zeit wider, in der technischer Fortschritt und traditionelle Werte oft nebeneinander bestanden. Seine Werke verbinden daher zwei scheinbar gegensätzliche Strömungen und zeigen seine Fähigkeit zur stilistischen Anpassung und Verschmelzung.

 

Dossier 7
René Koelliker
Repérez les différences

L’Hôtel Maria à Sils Maria construit dans les années 1930 en style moderne, a été transformé dès 1952 en s’inspirant de l’architecture traditionnelle de l’Engadine. En 1987 une intervention radicale est entreprise par le propriétaire de l’hôtel. La toiture plate est remplacée par une toiture à deux pans qui renforce le caractère traditionnel de l’ensemble.

 

Dossier 8
Franz Graf, Sophie Providoli
L’ensemble Supercrans, l’Hôtel Crans-Sapin et l’Hôtel Monte Leone
Trois exemples d’architecture hôtelière moderne en Valais

Zusammenfassung
Drei Beispiele für moderne Hotelarchitektur im Wallis
Der Ferienort Crans-Montana VS ist beispielhaft für die moderne Architektur in den Alpen. Zahlreiche Bauten zeugen davon. Dazu gehören der Supercrans-Turm, der von den Architekten André Bornet (Sitten) und Jean Ellenberger (Genf und Crans-Montana) entworfen wurde, und das Hotel Crans-Sapin, das von Jean Suter (Sitten) entworfen wurde. Der Turm zeichnet sich durch seinen seltenen fächerförmigen Grundriss und seine hohe Bauweise aus – wodurch der Landverbrauch schon damals minimiert wurde. Das Hotel Crans-Sapin zeugt vom Willen der Gemeinde, sich zur modernen Architektur zu bekennen, wurde doch ein Projekt mit dem klassischen Satteldach abgelehnt. Das Hotel Monte Leone auf dem Simplonpass VS wiederum, das vom Architekten Felix Grünwald (Brig, Glis und Zermatt) entworfen wurde, ist ein weiterer wichtiger Vertreter der modernen Architektur in den Bergen. Es zeichnet sich durch einen Grundriss mit konzentrischen Kreisen aus und fügt sich überraschend gut in den Ort sowie in die umgebenden historischen Bauten ein.

 

Dossier 9
Gerold Kunz
Himmelhoch und in den Hang gelegt
Zwei eigenwillige Hotelbauten der Schweizer Nachkriegsmoderne

Zusammenfassung
Die beiden Hotelbauten in Zurzach und Zürich stehen für den gesellschaftlichen Wandel in den Nachkriegsjahren. Geprägt von einem Zukunftsglauben, bieten sie ihren Gästen einen angenehmen Aufenthalt im Bäderquertier in Zurzach oder in der Stadt Zürich. Entstanden sind beide auf der grünen Wiese auf Landwirtschaftsland. Neu sind die gewählten Architektursprachen und funktionalen Inhalte. Der Hotelturm erinnert an einen Kontrollturm oder Stellwerk. Er ist auch ein Wasserreservoir, das die Heilbäder mit Quellwasser versorgt. Das mondäne Hotel Atlantis zitiert Weltarchitektur und wird in Vorfabrikation erstellt. Es ist auch ein Ausflugsrestaurant und empfängt lokale Gäste in der heimeligen Döltschi-Stube. Für die Entwürfe zeichnen die Architekten Fedor Altherr (Zurzach) und Hubacher und Issler (Zürich) verantwortlich, die beide im Hotelbau prägende Spuren hinterlassen haben.

 

KdS | MAH | MAS
Martin Möhle
Die Kunstdenkmäler des Kantons Basel-Stadt XI
Das Stadtdenkmal Basel

Die Stadt ist ein von Menschenhand gemachtes Werk der Kultur, ein vielschichtiges Gebilde, das als Ganzes mehr bedeutet als seine Teile. Autor Martin Möhle macht sich – im Ansehen ihrer heutigen Gestalt – auf die Suche nach ihrer Genese.

 

KdS | MAH | MAS
Andreas Bräm
Die Kunstdenkmäler des Kantons Glarus II
Glarus Süd

Im zweiten Band der auf drei Bände angelegten Glarner Reihe der Kunstdenkmäler der Schweiz werden die 17 Dörfer des Glarner Hinterlandes behandelt, die seit 2011 die Gemeinde Glarus Süd bilden – mit einer Fläche von 430 km2 zählt sie zu den grössten Gemeinden der Schweiz. Mit Ausnahme der Kirchen und einzelner Wohnhäuser sind ihre Bauten bisher wenig oder gar nicht erforscht. Der Autor Andreas Bräm legt nun die erste übergeordnete wissenschaftliche Gesamtschau vor.

 

Publikationen der GSK | Publications de la SHAS | Pubblicazioni della SSAS
Eine kleine Reise durch die Schweiz
Drei Neuerscheinungen der Schweizerischen Kunstführer SKF

 

Aktuell | Actuel | Attuale
Architekturgeschichten: Menschen und ihre Häuser
32. Europäische Tage des Denkmals in der Schweiz

Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums des Denkmalschutzjahres 1975 laden die Europäischen Tage des Denkmals 2025 zu einer besonderen Zeitreise ein. Unter dem Titel «Architekturgeschichten » öffnen sich am 13. und 14. September die Türen zu mehr als 400 einzigartigen Kulturorten. Besucherinnen und Besucher erhalten exklusive Einblicke in die Entstehung, Pflege und Weiterentwicklung unseres baukulturellen Erbes.

 

Aktuell | Actuel | Attuale
Sibylle Heusser (24.4.1942 – 1.7.2025)
Sibylle Heusser setzte sich von 2009 bis 2017 als Vorstandsmitglied für die Weiterentwicklung der GSK ein.

 

Impressum | Impressum | Colophon

 

Preis
CHF 22.00
GSK-Mitgliederpreis
CHF 16.00
Type:
Buch
Abbildungen
134
Seitenzahl
80
Autoren
Diverse
Artikelnummer
K+A-2025.3
Inhaltssprache
Deutsch
Französisch
Italienisch
Erscheinungsdatum
ISBN
978-3-03797-934-1
Bandnummer
76. Jahrgang, 3.2025 Erscheint vierteljährlich
Verlag
Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte