
«Das einzelne Grabmal und der Friedhof als Ganzes sind Archetypen von Denkmalen. Exemplarisch zeigen sie den Übergang einzelner Erinnerungsmerkmale aus dem privaten Bereich, an dem die Gemeinschaft nur beschränkten Anteil hat, zu Erinnerungsorten, die öffentliche Zeichen der Erinnerung sind,» schreibt Bernhard Furrer in seinem Essay Erinnerungskultur in der neuesten Ausgabe von k+a. Denkmalkult und Totenkult bergen für den Interessierten und Forschenden faszinierende kulturgeschichtliche und kunstgeschichtliche Bezüge.
So schildert beispielsweise Ivo Zemp in seinem Artikel über die Architektur der Feuerbestattung, wie Krematorien Ausdruck für den Wandel der Gesellschaft vom 19. Jahrhundert bis heute sind und die veränderte, distanzierte Wahrnehmung von Tod und Trauer offenbaren – ein epochaler Wandel von der makabren Kunst der mittelalterlichen Totentänze und Beinhäuser, in denen den Menschen oft mit drastischen Bildern vorgeführt wurde, dass sie vergänglich und verderblich sind.
Natürlich bietet auch der Gegensatz zwischen protestantischer und katholischer Friedhofskultur in den Kantonen Waadt und Tessin reiches künstlerisches Anschauungsmaterial zu den unterschiedlichen Weisen im Umgang der Konfessionen mit dem Tod. Und der Beitrag über die jüdischen Friedhöfe in der Schweiz zeigt, dass diese das Verhältnis zwischen christlicher Mehrheit und jüdischer Minderheit deutlich spiegeln.
Das Redaktionsteam von k+a wünscht Ihnen eine anregende Lektüre.
Michael Leuenberger
![]() ![]() Jüdischer Friedhof in Endingen-Lengnau ![]() Le temple d'Assens ![]() Tra le sepolture degne di nota del cimitero di Lugano ![]() Cimitero monumentale di Balerna ![]() Adriana Baretta ![]() Hans Holbeins Beinhausmusik ![]() Frauenfigur von Els Pletscher, Schaffhausen ![]() Winterthur, Krematorium ![]() Wolfgottesacker, Basel |
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![]() Dossier 1 Ralph Weingarten Jüdische Friedhöfe in der Schweiz Spiegelbild der Beziehungen zwischen Christen und Juden Die jüdischen Friedhöfe in der Schweiz sind ein Abbild der verschiedenen Phasen jüdischer Existenz in der Schweiz zwischen Ablehnung und Akzeptanz. Selbst da, wo es um die Toten geht, widerspiegeln die Errichtung und Gestaltung der Friedhöfe das Verhältnis der christlichen Mehrheit zur jüdischen Minderheit. Zum Thema: SKF "Die Synagogen von Lengnau und Endingen und der jüdische Friedhof". E. Hunziker, R. Weingarten. CHF 8.- >> Essay | Essai | Staggio Bernhard Furrer Erinnerungskultur Grabmale als Archetypen von Denkmalen Dossier 2 André Ribeiro, Dave Lüthi Notre demeure éternelle Histoire et forme du cimetière protestant: l’exemple vaudois Zusammenfassung Geschichte und Anlage des reformierten Friedhofs: das Beispiel der Waadt Wie in vielen anderen Regionen der reformierten Schweiz befinden sich die Friedhöfe auch im Kanton Waadt weitab der Agglomerationen an ruhiger und abgelegener Lage. Dies steht im Gegensatz zur Situation, wie sie noch oft in gewissen angrenzenden katholischen Kantonen anzutreffen ist, wo die Kirche – wie im Mittelalter üblich – vom Friedhof umgeben ist. Die Absonderung erfolgte nach und nach aus hygienischen, aber auch ideologischen und politischen Überlegungen. Dieses bedeutende Phänomen in der Geschichte der Beziehung zu den Toten ist noch wenig erforscht. Das Beispiel der Waadtländer Friedhöfe in der Zeit vom 18. bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts mit über 300 Fällen und ihrem reich dokumentierten gesetzlichen Hintergrund stellt eine solide Forschungsgrundlage dar. Dossier 3 Simona Martinoli, Lucia Pedrini-Stanga Arte fra le tombe La scultura funeraria in Ticino tra Otto e Novecento Zusammenfassung Grabplastik im Tessin zwischen dem 19. und 20. Jahrhundert Die Werke der Friedhofskunst im Tessin zwischen 19. und erster Hälfte des 20. Jahrhunderts verwandelten Friedhöfe in Freilichtmuseen. Das Hauptaugenmerk gilt in diesem Beitrag der Grabmalplastik, auf den Friedhöfen sind einige der bedeutendsten plastischen Werke der zur damaligen Zeit im Tessin tätigen Bildhauer zu finden. Sie erhielten dort Arbeit und Einkommen und die Gelegenheit zu akademischen Übungen. Innerhalb dieses klar definierten und beschränkten Raums konzentrieren sich Werke verschiedener Künstler unterschiedlicher stilistischer Strömungen, was rund ein Dutzend Beispiele veranschaulichen, die von den bedeutendsten Künstlern jener Zeit stammen: Vincenzo Vela, den Gebrüdern Chiattone, Apollonio Pessina oder Giovanni Genucchi. Anhand dieser Arbeiten kann die stilistische und ikonographische Entwicklung der Tessiner Grabskulptur verfolgt werden. Nicoletta Ossanna-Cavadini La visione ottocentesca della città dei morti e le vicende storiche del cimitero monumentale di Balerna Interview | Interview | Intervista Matteo Terzaghi Ottantotto rose al cimitero Un’artista contemporanea è invitata a intervenire in un cimitero di impostazione ottocentesca. A colloquio con Adriana Beretta, autrice dell’opera Rosa rosae rosae… Dossier 4 Uli Wunderlich Mors certa, Hora incerta – vom Totentanz auf dem Friedhof Die Entstehung der makabren Kunst aus der Abneigung der Kirche gegen «heidnische» Feiern am Grab Lange Zeit wurde auf Friedhöfen gegessen, gesungen und getanzt. Da sich die Kirche von heidnischen Ritualen distanzierte, verkehrten Geistliche althergebrachte Vorstellungen und Bräuche ins Gegenteil: Sie liessen Tote sprechen und handeln, um das Publikum zu gottgefälligem Lebenswandel zu bekehren. Im Bereich der Sepulkralkultur erinnern bis heute zahlreiche Denkmäler daran, dass jeder einmal sterben muss. Dossier 5 Zara Reckermann Der Waldfriedhof als Idealfriedhof Pionierleistung und Ausdruck der Reformbewegung: der Waldfriedhof Schaffhausen. An einem heissen Sommertag lädt der im Halbschatten gelegene Waldfriedhof im Schaffhauser Quartier Niklausen zum Verweilen ein. Weit geschwungene Spazierwege führen vorbei an Grabstätten durch bewaldete Partien. Würde man nicht immer wieder auf eines der Gräberfelder stossen, vergässe man wohl, wo man sich gerade befindet – nämlich auf einem Friedhof. Dossier 6 Ivo Zemp Die Architektur der Feuerbestattung Krematorien als lebendiger Ausdruck der Kulturgeschichte Bis in die 1960er Jahre hat die Katholische Kirche die Kremation als Bestattungsform abgelehnt. Erst im Rahmen des Zweiten Vatikanischen Konzils wurde sie toleriert. In der Schweiz betrug 1980 die Anzahl der Feuerbestattungen bereits fünfzig Prozent, heute werden rund achtzig Prozent der Verstorbenen kremiert.1 Wie kam es zu dieser Reform des Bestattungswesens? Was waren die kulturgeschichtlichen Hintergründe? Und wie manifestierte sich die Feuerbestattung in architektonischer Hinsicht? Dossier 7 Michael Leuenberger Denkmalpflege auf dem Friedhof Der Wolfgottesacker in Basel – ein Refugium wertvoller Grabmäler 1872 wurde er fertiggestellt und galt als eine der schönsten Friedhofsanlagen der Schweiz: der Wolfgottesacker an Basels Stadtgrenze. Heute liegt er inmitten eines Gewerbegebiets und steht unter Denkmalschutz. Einige der Familiengrabstätten wurden in den vergangenen Jahren sorgfältig restauriert. Eine Erkundung mit Denkmalpflegerin Anne Nagel und Grabmalberater Kaspar Hiltbrand. KdS | MAHS | MASS Matthieu de la Corbière Genève, ville forte Monuments d’art et d’histoire du canton de Genève, tome III Interview KdS | Interview MAHS | Intervista MASS Die Kunstdenkmäler der Schweiz – prominent mit Franz Hohler KdS | MAHS | MASS Praktikum bei den Kunstdenkmälern der Schweiz Auslandreisen | Voyages à l’étranger | Viaggi all’estero Südtoskana: Siena und sein Umland Bücher | Livres | Libri Impressum | Impressum | Colophon |