Neue Restaurierungen | Restaurations récentes | Restauri recenti
Für die Wandmalerei als architekturbezogene Kunst sind Fragen des Erhalts und der Entdeckung zwei der zentralen Themen, denen sich diese Ausgabe von k+a in ihrem Schwerpunkt widmet. Unsere Autorinnen und Autoren stellen Fragen zu überraschenden Neuentdeckungen, wie vergangenes Jahr in einem Altstadthaus in Zug, und blicken auf das Verschwinden baugebundener Werke und deren Platzierung in einem neuen Kontext. Werden die Kunstwerke in ein neues architektonisches Umfeld versetzt, beeinflusst das natürlich auch ihre Wirkung und Verständlichkeit, wie Alex Winiger in seinem Beitrag schreibt. Dabei rückt auch immer das Thema der Wertung und Bewertung der räumlichen Einheit und der Wechselwirkung mit der Umgebung in den Blick.
Untrennbar damit verbunden sind Fragen nach der Umsetzung restauratorischer Ansprüche in der Praxis. So schildern Flavia Flückiger und Kathrin Harsch am Beispiel des Grand Hôtel Bella Tola, wie bei solchen komplexen Arbeiten die unterschiedlichsten Akteure und Vorstellungen unter einen Hut gebracht werden müssen – wie sowohl der Zustand des Objekts seiner Bedeutung entsprechen muss als auch die Vorstellungen der Eigentümer und die zukünftige Nutzung mitbedacht werden sollen und gleichzeitig die ethischen Grundsätze der Restaurierung und Denkmalpflege eingehalten werden können.
Essay | Essai | Saggio
Isabel Haupt
Wandmalerei – zwischen Entdeckung und Erhaltung
Zusammenfassung
Wandmalereien waren oft nicht kontinuierlich sichtbar. Für diese architekturbezogene Kunst sind damit Entdeckung und Erhalt zentrale Themen. Dabei zeigt sich, dass die Restaurierung bereits bekannter Malereien oftmals einen frischen Blick auf diese Werke erlaubt, aktuell beispielsweise in der Johanniterkapelle in Rheinfelden bei einem um 1500 entstandenen Jüngsten Gericht und einer Christophorusfigur. Neuentdeckungen wie die 1662 datierten Samson-Szenen in der Mühle Küttigen können hingegen unsere Kenntnisse über Techniken, Motive, Künstler und Auftraggeber und in diesem Fall auch den geschützten Denkmalbestand erweitern. Besondere Herausforderungen verbinden sich mit translozierten und nur in Fragmenten erhaltenen Wandmalereien, von denen einige in Depots schlummern und nur wenige, wie jene der Franziskanerkirche in Freiburg, den Weg zurück ins Licht der interessierten Öffentlichkeit finden. Dieser werden heute auf vielfältige Art Einblicke in die Wandmalereirestaurierung angeboten. Ein Desiderat bleibt aber die systematische Erfassung des Wandmalereibestands in der Schweiz.
Dossier 1
Thibault Hugentobler
Le Grand Salon du château d’Hauteville
Un salon à l’italienne en Pays de Vaud
Zusammenfassung
Der Grand Salon des Schlosses Hauteville
Der Grand Salon des Schlosses Hauteville, der im 18. Jahrhundert in zwei Etappen erbaut wurde, weist auf zwei Ebenen ein mit Fresken bemaltes Dekor auf. Dieses Dekor, das eine Mischung aus Scheinarchitektur, zahlreichen Ornamenten sowie legendären und mythologischen Szenen darstellt, ist in der Genferseeregion äusserst selten anzutreffen. Es wurde wahrscheinlich von Künstlern aus dem Tessin und Norditalien um 1740 ausgeführt, ist bis heute nahezu unverändert erhalten geblieben und schöpft aus einem kulturellen Repertoire Südeuropas. Das 2019 verkaufte Schloss wird derzeit im Hinblick auf die Einrichtung der Pepperdine University (USA) restauriert.
Dossier 2
Alex Winiger
Baugebundene Kunstwerke in neuem Kontext
Moderne Denkmäler unter Druck
Zusammenfassung
Noch heute gehen viele Werke der modernen Schweizer Wandbildkunst durch Abbruch oder Umbau der Gebäude, deren Teil sie sind, verloren. Werden die Kunstwerke in einen neuen architektonischen Zusammenhang versetzt, beeinflusst dies ihre Verständlichkeit und Wirkung zumeist stark. Die hier beschriebenen Fallbeispiele zeigen, wie Werke durch eine solche «Rekontextualisierung» auf- oder abgewertet werden. Sie lassen erahnen, welch komplexen Vorgang die Rettung baugebundener Werke nicht nur in technischer, sondern auch in gestalterischer Hinsicht bedeutet.
Dossier 3
Paola Iazurlo
I dipinti del Battistero di San Giovanni a Riva San Vitale
Lo studio e la conservazione di un palinsesto pittorico complesso
Zusammenfassung
Die Gemälde des Baptisteriums San Giovanni in Riva San Vitale
Der Artikel stellt die Ergebnisse der Studie vor, die an den Gemälden des Baptisteriums San Giovanni in Riva San Vitale während der noch laufenden Restaurierungsarbeiten im Rahmen des SUPSI-Masterstudiengangs Konservierung und Restaurierung durchgeführt wurde. Er gibt einen Überblick zur Geschichte des Gebäudes und zu den Veränderungen bis zu den Restaurierungsarbeiten unter der Leitung von Ferdinando Reggiori in den Jahren 1953 bis 1956 und analysiert die verschiedenen malerischen Phasen mit besonderem Augenmerk auf die Malereien in der Apsis, wo die komplexeste malerische Schichtung zu finden ist. Im Lauf der Arbeiten konnten durch das Studium der Ausführungstechnik einige noch offene Aspekte hinsichtlich der Chronologie der Gemälde geklärt werden, die uns nur in einem äusserst fragmentarischen Zustand überliefert sind. Die Restaurierungsarbeiten werden in ihren Phasen beschrieben und zielen darauf ab, nicht nur aktuelle Fragen der Konservierung zu klären, sondern auch schwierige Fragen der ästhetischen Präsentation – diese ist bis heute stark geprägt von dem durch die Restaurierung der 1950er Jahre auferlegten Erscheinungsbild.
Dossier 4
Robin Rehm
Gottfried Sempers Aula im Zürcher Eidgenössischen Polytechnikum
Notizen einer Bestandesaufnahme
Zusammenfassung
Die Aula im Zürcher Eidgenössischen Polytechnikum ist gemäss Martin Fröhlich der einzige weitgehend original erhaltene Repräsentationsraum Gottfried Sempers. Gegenwärtig wird sie unter der Leitung des Büros Ruggero Tropeano Architekten konserviert. Um Probleme, die dabei auftreten, adäquat lösen zu können, wird die Konservierung von architekturgeschichtlichen Untersuchungen begleitet. Analysiert werden die Voraussetzungen der von Semper beim Ausbau verwendeten Materialien Holz, Stuck und Farbe. Erklärungsbedarf besteht ausserdem hinsichtlich der in der Aula zusammengeführten Bautypen des Atriums und Triumphbogens. Ikonographisches Zentrum der Aula bildet indes das in Émile Bins Pariser Atelier in Öl auf Leinwand geschaffene Deckengemälde, auf dem Personifikationen der drei alten Fakultäten Theologie, Jura und Medizin sowie der damals neuen Naturwissenschaften dargestellt sind.
Dossier 5
Tonja van Rooij
Wandmalereiabnahmen der 1950er bis 1980er Jahre in Basel
Fragmente ornamentaler Dekorationsmalereien
Zusammenfassung
Im Basel der 1960er Jahre wurde eine grosse Anzahl Wandmalereien verschiedener Epochen entdeckt. Dies geschah im Zuge von Sondierungen vor dem Abbruch verschiedener Liegenschaften. Damit zumindest die Wandmalereien nicht verlorengingen, wurde entschieden, diese von den Wänden abzulösen und auf neue Träger zu übertragen. Obwohl noch unklar war, was mit diesen Wandmalereien passieren sollte, stand in erster Linie der Gedanke der Rettung des historischen Kulturguts im Vordergrund. Einige Wandmalereien wurden tatsächlich an ihren ursprünglichen Ort rückübertragen, während ein anderer Teil nach einer kurzen Phase der musealen Präsentation im Bauteillager der Kantonalen Denkmalpflege Basel-Stadt eingelagert wurde. Wurde die Praxis der Wandmalereiabnahme in der Vergangenheit bereits kontrovers rezipiert, wird sie heute in der Konservierung und Restaurierung abgelehnt. Die Begründung dafür liegt nicht nur in den konservatorischen Problematiken, die sich bei den Werken durch eine Übertragung ergeben, sondern auch im Authentizitätsgedanken, im Verlust der historischen Substanz und in der Dekontextualisierung.
Interview | Interview | Intervista
Susanna Blaser-Meier
Seltene Wandmalereien in Zuger Altstadthaus entdeckt
Nathalie Wey, Anette JeanRichard, Saskia Roth
Bei Sanierungsarbeiten in einem Altstadthaus an der Ägeristrasse 3 in Zug wurden im Herbst 2021 Wandmalereien aus dem 16. Jahrhundert freigelegt. Das raumumfassende Programm der grossflächigen, sehr gut erhaltenen Wandmalereien mit Darstellungen aus religiösem und weltlichem Kontext ist aussergewöhnlich. k+a hat bei den Mitarbeiterinnen des Amtes für Denkmalpflege und Archäologie Zug nachgefragt, was ein solcher Fund für die Bauforschung, die Denkmalpflege, die Hauseigentümer und die Restauratoren bedeutet.
Dossier 6
Flavia Flückiger, Kathrin Harsch
Farbschollen in der Suppe
Von der Umsetzung konservatorischer/restauratorischer Ansprüche in der Praxis
Zusammenfassung
Der Faktor Zeit ist ein kostbares Gut, um ein Kunstwerk wie die Deckengestaltung im «Salon 1900» des Grand Hotel Hotel Bella Tola et St-Luc in seiner Gesamtheit und im Kontext der Raumausstattung zu erfassen. Der Zustand des Objekts muss seiner Bedeutung entsprechen, die Vorstellungen der Eigentümer und die zukünftige Nutzung sollen mitbedacht und die ethischen Grundsätze der Restaurierung und Denkmalpflege eingehalten werden. Inmitten dieser zu berücksichtigenden Aspekte treten Restauratorinnen und Restauratoren mit Hilfe ihrer Materialkenntnisse, der Erfahrung im Umgang mit ästhetischen und technischen Massnahmen sowie der Einschätzung des Machbaren als Vermittelnde auf. Diese Rolle ist unverzichtbarer Bestandteil der Fachkompetenz und der Berufsethik in der Konservierung/Restaurierung von Kulturgut. Bei den Arbeiten im Grand Hotel Bella Tola war nebst dem Substanzerhalt ein Hauptanliegen, dass die Deckenmalerei im Raumensemble optisch wieder integriert wurde. Die Früchtesujets, die ornamentalen Girlandenbordüren und das mittig angeordnete Blumenbouquet spiegelten an der Decke, was sich im Raum darunter und auf den Tischen abspielte. Diese gemalten und gestalteten Szenen sollten sich zusammen wieder zu einem stimmigen Raumerlebnis formieren.
Aktuell | Actuel | Attuale
Nicole Pfister Fetz, lic. phil. I, Präsidentin GSK
Billet de la présidente
Karte der Kunstdenkmäler
Publikationen der GSK | Publications de la SHAS | Pubblicazioni della SSAS
Eine Reise durch die Schweizer Architekturlandschaft
Die neuen Schweizerischen Kunstführer bringen Architektur, Handwerk, Baustoffgewinnung und Verkehrsgeschichte in unterschiedlichsten Bezügen zur Geltung.
Ausstellungen | Expositions | Esposizioni
Anna Lehninger
Urbane Randgebiete und dekonstruierte Idyllen
Hans Witzigs Stadtbilder der 1930er Jahre
Zu seinem 50. Todesjahr widmet die Zentralbibliothek Zürich dem Illustrator und Zeichenlehrer Hans Witzig eine Ausstellung. Neben seinen bekannten Kinderbuchillustrationen und Zeichenheften sind auch andere Facetten des Künstlers zu entdecken. So befasste er sich zwischen 1931 und 1934 in einer Serie von Lithographien mit den Peripherien des Lebensraums Stadt.
Aktuell | Actuel | Attuale
Nachruf
In memoriam Maurice Lovisa (1965-2022)
Bücher | Livres | Libri
Dorothee Huber
Moderner Kirchenbau in der Schweiz
Johannes Stückelberger (Hg.)
Zürich: Theologischer Verlag 2022
156 Seiten, Paperback mit s/w-Fotos
ISBN 978-3-290-18410-0
CHF 29.80
Auslandreisen | Voyages à l’étranger | Viaggi all’estero
- Im Zeichen der Via Appia
Kunst und mussevolle Wanderungen in Rom und Latium - Auf alten Handelswegen
Durch die Weite der Mancha von Toledo über Almagro nach Sevilla
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