k+a 2024.4 : Die Kathedrale von Lausanne | La cathédrale de Lausanne | La cattedrale di Losanna

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Gut fünf Jahre nach unserer erfolgreichen Ausgabe zum Jubiläum «1000 Jahre Basler Münster» bietet das Sonderheft zum 750-jährigen Jubiläum der Kathedrale Notre-Dame de Lausanne Einblicke in ein aussergewöhnliches Monument der Schweizer Architekturgeschichte. Notre-Dame ist ein Meisterwerk gotischer Kirchenarchitektur – im Herzen der Altstadt von Lausanne zieht es als Wahrzeichen einer ganzen Region jährlich über 400'000 Besucherinnen und Besucher aus aller Welt an.

Unsere Autorinnen und Autoren zeichnen das beeindruckende Panorama der bewegten Architekturgeschichte, der Ausstattungen und Metamorphosen dieses Baus nach. Die berühmte Portalvorhalle, die Statuen, Glasmalereien, die Grabdenkmäler und das auf wundersame Weise erhalten gebliebene Chorgestühl aus dem 13. Jahrhundert sind Kostbarkeiten, die es zu entdecken gilt. Darüber hinaus beherbergt Notre-Dame ein einzigartiges Musikinstrument, eines der teuersten der Welt: Die im Jahr 2003 neu eingebaute Fisk-Orgel ist ein Meisterwerk der Orgelbaukunst und das Ergebnis einer jahrelangen internationalen Zusammenarbeit der besten Orgelbauer und Designer.

Lassen Sie sich verzaubern von diesem Jahrtausendbau und tauchen Sie ein in seine faszinierende Geschichte. Verfolgen Sie die Festaktivitäten zum 750-jährigen Jubiläum auf der Website www.cathedrale-lausanne.ch und besuchen Sie eine der Veranstaltungen, die während des ganzen Jahres 2025 für Unterhaltung sorgen.

 

Essay | Essai | Saggio
Mathias Glaus
La reconstruction de la cathédrale de Lausanne à la période gothique
Un chantier continu

Zusammenfassung
Der Wiederaufbau der Kathedrale von Lausanne in der Zeit der Gotik
Der Wiederaufbau der Kathedrale von Lausanne zwischen der Mitte des 12. und dem ersten Drittel des 13. Jahrhunderts erfolgte in einer Reihe von Baustellen, in deren Verlauf sich Auftraggeber, Baumeister und Handwerker (Steinmetze, Maurer, Bildhauer usw.) abwechselten. Die Bauarbeiten begannen im Osten unter Beibehaltung des alten Gebäudes und wurden dann in weiteren Abschnitten in Richtung Westen fortgesetzt. Die erste Etappe betrifft den Chorumgang, der Gegenstand eines ersten, gescheiterten Projekts war. Spätromanische Skulpturenkapitelle, die an diesen Stellen vorgesehen waren und dann wiederverwendet wurden, datieren den Beginn des Wiederaufbaus auf die Mitte des 12. Jahrhunderts. In verschiedenen Phasen wurden weitere Änderungen am Projekt vorgenommen, wie etwa die Wahl gotischer Formen für den Bau des Chors im letzten Drittel des 12.Jahrhunderts. Das Kirchenschiff weist mehrere Bauabschnitte auf, in denen die ursprünglich geplanten sechsteiligen Gewölbe durch vierteilige Elemente ersetzt wurden, und zwar noch vor Ende des 13. Jahrhunderts. Die Arbeiten wurden danach mit dem Westwerk und den oberen Teilen der Türme abgeschlossen, die zum Teil noch unvollendet waren.

 

Dossier 1
Ferdinand Pajor
Eugène Bachs Beitrag zur Kenntnis der Kathedrale von Lausanne

Zusammenfassung
1944 veröffentlichte die Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte den ersten Band der Reihe Die Kunstdenkmäler der Schweiz in französischer Sprache. Dieser bahnbrechende Band war auch der erste, der einem einzigen Bauwerk gewidmet war, der Kathedrale von Lausanne. Neben dem Archäologen Louis Blondel und dem Kunsthistoriker Professor Adrien Bovy ist der Lausanner Arzt Eugène Bach die treibende Kraft hinter diesem ersten Band der Westschweizer Reihe. Dieser vielseitige Wissenschaftler, dessen Leidenschaft die mittelalterliche Kunst war, hat sich nicht damit begnügt, das Gebäude zu beschreiben. Er war auch der Autor zahlreicher Fotografien und Pläne, insbesondere des ersten zusammenfassenden Farbplans der Bauphasen. Er befasste sich mit den unterschiedlichsten Fachgebieten – auch mit der Polychromie – und erhielt dafür 1939 die Ehrendoktorwürde der Universität Basel.

 

Dossier 2
Karina Queijo
Volles Licht auf die Kathedrale!
Von der Aufgabe, ein historisches Denkmal zu beleuchten

Zusammenfassung
Neben seinem funktionalen Nutzen im Alltag eignet sich künstliches Licht besonders gut für festliche Anlässe und Aufführungen. Im Zusammenhang mit einer Kathedrale wie jener von Lausanne geht der Einsatz von künstlichem Licht mit zusätzlichen Herausforderungen einher, die jeder Epoche eigen sind: Es geht um symbolische und spirituelle, touristische, wirtschaftliche und seit kurzem auch ökologische Aspekte. Im Jahr 2025, zum 750. Jahrestag ihrer Weihe, wird sowohl die Aussen- als auch die Innenbeleuchtung der Kathedrale von Lausanne erneuert. Das neue Beleuchtungskonzept muss zahlreiche, manchmal widersprüchliche Anforderungen in Einklang bringen, um die Ausstrahlung der Kathedrale richtig in Szene setzen zu können.

 

Dossier 3
Kérim Berclaz
Au commencement était la Vierge
1175-1275, un siècle d’organisation de l’Église de Lausanne

Zusammenfassung
Am Anfang war die Jungfrau Maria. 1175–1275, ein Jahrhundert der Organisation der Kirche in Lausanne
Aus einer sozialräumlichen Perspektive wird auf den eminent grundlegenden Charakter des Zeitraums von 1175 bis 1275 für den physischen und ideellen Aufbau der Kathedrale Notre-Dame de Lausanne eingegangen. Dieser Aufbau beruht im Wesentlichen auf der zentralen Rolle, die der Figur der Jungfrau Maria zugeschrieben wird. In diesem Jahrhundert, in dem die Kathedrale errichtet wurde, kam es zu tiefgreifenden architektonischen und liturgischen Veränderungen. All diese Anpassungen, die als Teil eines Ganzen verstanden werden, zeigen den Willen, einen bereits bestehenden Marien kult in Lausanne zu festigen und eine Pilgerfahrt zur Jungfrau Maria ins Leben zu rufen. Die Umgestaltungen gewinnen umso mehran Bedeutung, als die Erforschung und Erhaltung der Quellen, die für das Verständnis der Geschichte der Kirche von Lausanne zwischen etwa 1170 und 1240 von wesentlicher Bedeutung sind, diese Aussagen stützen.

 

Dossier 4
Brigitte Pradervand
Das Chorgestühl aus dem 13.Jahrhundert in der Kathedrale von Lausanne
Eine erstaunliche Ikonographie

Zusammenfassung
Zwei Serien von fünf Chorgestühlen mit ihren Wangen sowie vier einzelne Fragmente bilden das aussergewöhnliche Ensemble des Lausanner Chorgestühls aus dem 13.Jahrhundert, das kürzlich durch Dendrochronologie auf die Zeit um 1275 datiert wurde. Das nach dem Brand des Laternenturms im Jahr 1825 und der anschliessenden Zerstörung des Lettners im Jahr 1827 auf wundersame Weise erhaltene Gestühl wurde wahrscheinlich für die Einweihung der Kathedrale im Jahr 1275 geschnitzt. Bei dieser Zeremonie waren viele hochrangige Geistliche sowie Papst und Kaiser anwesend. Die Ikonographie des Werks ist eng verbunden mit dem intellektuellen Kontext Europas und der Debatte über die Werke der antiken Philosophen, insbesondere die von Aristoteles, die nur zwei Jahre später– im Jahr 1277 – verurteilt wurden.

 

Dossier 5
Jean-Christophe Geiser
Die grosse Orgel von Lausanne
Ein weltweit einzigartiges Musikinstrument

Zusammenfassung
Aufgrund ihrer Grösse und optischen Wirkung ist die Fisk-Orgel die bedeutendste Neuerung der Kathedrale seit den Umbauten des Gebäudes im 15.Jahrhundert. Ihr Klang wurde bei den Eröffnungskonzerten im Dezember 2003 von mehr als 12 000 Personen gehört. Selbst die New York Times widmete der Orgel eine ganze Seite. Mit 110 Registern, 7396 Pfeifen, einem doppelten Spieltisch und einer Echoklaviatur (Fernwerk), sechs Manualen und Pedal, vier stilistischen Optionen, einem Design von Giugiaro und einem Gewicht von 40 Tonnen stellt die Hauptorgel einen Meilenstein in der Geschichte des Orgelbaus dar. Zudem weist sie Merkmale auf, die sie zu einem weltweit einzigartigen Instrument und zum grössten Musikinstrument der Schweiz machen. Mit Kosten von über sechs Millionen Schweizer Franken ist sie eines der teuersten Musikinstrumente der Welt.

 

Interview
Joëlle Neuenschwander Feihl et Sabine Utz
Faire vivre la cathédrale aujourd’hui
Visitée par près d’un demi-million de personnes par année, la cathédrale est un monument phare du canton. À Line Dépraz incombe la mission d’y proposer un témoignage chrétien tout en rendant l’édifice accessible à toutes et tous quelle que soit leur spiritualité.

 

Dossier 6
Sylvie Costa Paillet
Die Kathedrale von Lausanne in der Kunst
Entwicklung eines Symbols in der Kunst des 18. und 19.Jahrhunderts

Zusammenfassung
Anhand des Korpus der im Historischen Museum Lausanne aufbewahrten Werke und Gegenstände analysiert die Autorin die künstlerische Produktion der Darstellungen der Kathedrale von Lausanne über zwei Jahrhunderte hinweg. Im 18. Jahrhundert ist die Kathedrale in den Panoramen des Genfersees kaum zu erkennen. Erst das 19. Jahrhundert erhebt sie zum Wahrzeichen, privilegiert die Sicht auf ihre Monumentalität und setzt sie in Beziehung zu ihrer städtischen und menschlichen Umgebung.

 

Dossier 7
Yves Golay-Fleurdelys
Les aménagements liturgiques
Besoins et attentes du XIXe au XXIe siècle

Zusammenfassung
Die liturgische Ausstattung
Die liturgische Ausstattung der Kathedrale von Lausanne konnte nach mehr als zwei Jahrhunderten der Diskussion und Entwicklung am 1. April 2022 vollständig und einheitlich erneuert werden. Das Gewirr der Bänke aus der Berner Zeit, die um die Kanzel herum organisiert waren, ist nur noch eine ferne Erinnerung. Zuerst gab es 1827 den Perregaux-Plan, gefolgt vom Bron-Plan im Jahr 1912. Die Tatsache, dass im 20.Jahrhundert die Gottesdienste von der Vierung aus abgehalten wurden, brachte die Notwendigkeit mit sich, eine vollständige liturgische Ausstattung zu schaffen. 1986 wurden dazu Grundsätze festgelegt. Die Debatten darüber waren aufgrund sehr unterschiedlicher Ansichten und Referenzen sehr kontrovers. Heute verfügt die Église évangélique réformée du canton de Vaud für ihr Vorzeigegotteshaus über eine schlichte und zeitgenössische liturgische Einrichtung aus massiver Eiche und St.-Triphon-Marmor, die unter Berücksichtigung der gotischen Architektur von Notre-Dame de Lausanne harmonisch angeordnet ist.

 

Dossier 8
Laurence Terrier Aliferis
Sous les pieds des saints
Êtres hybrides et métamorphose au porche sud

Zusammenfassung
Unter den Füssen der Heiligen – die Statuen in der Südvorhalle
Die Statuen in der Südvorhalle der Kathedrale von Lausanne stehen auf wunderschönen figürlichen Sockeln, die Hybridwesen darstellen. Ihre Präsenz zu Füssen der Heiligen ist eine Lausanner Besonderheit. Weit mehr als nur phantasievolle Ornamente, sind diese Monster Teil der allgemeinen Rhetorik des skulpturalen Dekors der Vorhalle. Sie erinnern an eine Transformation, einen Prozess der spirituellen Versöhnung für den Gläubigen. Der Grundriss der Vorhalle und ihr Aussehen als monumentaler Baldachin machen den Ort zu einem geeigneten Raum für eine spirituelle Metamorphose, die es nachzuvollziehen gilt. Die Anwesenheit von Hybridwesen symbolisiert den Prozess, den der Gläubige nachvollziehen muss. Als architektonische und ikonographische Inszenierung vermitteln diese Skulpturen den Besuchern eine starke theologische und moralische Botschaft.

 

Dossier 9
Sabine Utz
Remplois médiévaux
Marqueurs de continuités dans un édifice en mouvement

Zusammenfassung
Mittelalterliche Wiederverwendung – Zeugen der Beständigkeit in einem Bauwerk im Wandel
Einige mittelalterliche Elemente und ornamentale StrukturenÇin der Kathedrale von Lausanne zeigen in ihrer Materialität sowie in der Art und Weise, wie sie sich in die architektonische UmgebungÇeingliedern, dass sie ursprünglich für einen anderen Ort bestimmt waren. Diese Versatzstücke wurden Çmit Sorgfalt ausgewählt und angepasst. Der Beitrag untersucht die Art und Weise, wie drei verschiedene Elemente neu bearbeitet und inszeniert wurden, und was diese Entscheidungen über ihre Wahrnehmung durch die mittelalterlichen Auftragge ber und Handwerker aussagen. So teilen sie bestimmte Funktionsweisen, offenbaren aber auch Absichten, die ihrer Materialität und ihrem Standort eigen sind.

 

Dossier 10
Carine Raemy Tournelle
L’apparition de la Vierge sur les monnaies de l’evêché de Lausanne
Un mystère non élucidé

Zusammenfassung
Die Erscheinung der Jungfrau Maria auf den Münzen des Bischofs von Lausanne
Seit 1011 ist die Münzprägung des Bischofs von Lausanne belegt. Abgesehen von den ersten beiden Typen wurde stets der karolingische Kaisertempel abgebildet – die Münzprägung von Lausanne zu jener Zeit erstarrte in ikonographische Hinsicht fast vollständig, die mit einer anonymen Titulatur einherging. Plötzlich jedoch taucht ein neuer Münztyp auf, der den Namen und das Bil der Seligen Jungfrau Maria trägt. Eine genaue Datierung und Zuordnung ist aufgrund des Mangels an detaillierten Quellen zu diesem Thema leider nicht möglich. Dieser Artikel gibt dennoch einen kurzen Überblick über den Rahmen, in dem diese Silberdenare und -obolen wahrscheinlich ausgegeben wurden. Die Errichtung der Kathedrale Notre-Dame, die Rückkehr der Marienreliquien und die Förderung der Marienwallfahrt könnten die Entscheidung erklären, die Lehnsherrin von Lausanne auf der Münzprägung abzubilden – ein seit der Antike bekanntes und bewährtes Propagandamittel.

 

Aktuell | Actuel | Attuale
Nicole Bauermeister, Direktorin der GSK
Billet de la direction
Fortschrittlich im Dienste eines emblematischen Kulturerbes

 

Publikationen der GSK | Publications de la SHAS | Pubblicazioni della SSAS
Die Chlusestrasse ins Gasterntal
Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges befand sich die Schweiz in einer wirtschaftlich ausgesprochen schwierigen Situation. Der bislang blühende Tourismus war wegen des Krieges zusammengebrochen, die Arbeitslosigkeit hoch. In der ganzen Schweiz entstanden Förderprojekte, die Land nutzbar machen sollten.»Das südlich von Kandersteg gelegene Gasterntal sollte durch eine Strasse besser erschlossen werden.»Ein neuer Kunstführer erzählt die spannende Geschichte.

 

Publikationen der GSK | Publications de la SHAS | Pubblicazioni della SSAS
Isabelle Roland
Le château de L’Isle (VD)

 

Auslandreisen | Voyages à l’étranger | Viaggi all’estero

  • Schmelztiegel Andalusien
    Kulturelle Nahtstellen von Islam und Christentum
  • Kleinasien – der Süden
    Entdeckungen zwischen Izmir und Antalya

 

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Preis
CHF 22.00
GSK-Mitgliederpreis
CHF 16.00
Type:
Buch
Abbildungen
132
Seitenzahl
84
Autoren
Diverse
Artikelnummer
K+A-2024.4
Inhaltssprache
Deutsch
Französisch
Erscheinungsdatum
ISBN
978-3-03797-892-4
Bandnummer
75. Jahrgang, 4.2024
Verlag
Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte